Ein gesunder Cholesterinspiegel ist essenziell für die Herzgesundheit. Hohe Werte bleiben oft lange unbemerkt und können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Mit einem Bluttest für zu Hause lässt sich der Cholesterinspiegel unkompliziert kontrollieren. Doch was tun, wenn die Werte zu hoch sind? Erfahre, welche Maßnahmen wirklich helfen und warum regelmäßige Kontrolle so wichtig ist.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die Todesursache Nummer 1 in Österreich. Fast ein Drittel der Todesfälle durch Herzinfarkt oder Schlaganfall steht in Zusammenhang mit überhöhten Cholesterinwerten. Es gibt kein stärkeres Argument dafür, sich rechtzeitig und regelmäßig um seinen Cholesterinspiegel zu kümmern – und Selbsttests sind dafür eine gute begleitende Möglichkeit.
Als notwendigen Bestandteil der Zellmembranen sämtlicher Körperzellen braucht der Mensch Cholesterin zum Überleben. Drei Viertel des benötigten Cholesterins werden in der Leber vom Körper selbst produziert, der Rest muss über die Nahrung zugeführt werden. Ein gesunder Körper hat das Cholesterinmanagement selbst im Griff, produziert mehr, wenn zu wenig über die Nahrung kommt und weniger, wenn von außen mehr Fette zugeführt werden.
Das Problem ist nur, dass laut einschlägigen Untersuchungen 15 Prozent der Österreicher:innen zu hohe Cholesterinwerte, also Fettstoffwechselstörungen, haben und die meisten das gar nicht wissen, weil diese Erkrankung lange symptomfrei, also auf leisen Sohlen daherkommt.
Cholesterintests für den Heimgebrauch können eine Möglichkeit sein, den „lautlosen Killer“ rechtzeitig aufzuspüren. Diese Tests basieren in der Regel auf der Entnahme einer kleinen Blutprobe aus der Fingerkuppe. Das Testkit enthält eine Lanzette zur Blutabnahme, ein Auffangröhrchen für die Probe, Desinfektionsmittel und Pflaster. Die Auswertung erfolgt in einem zertifizierten Labor, und die Ergebnisse stehen in der Regel innerhalb weniger Tage zur Verfügung.
Mit hohen Werten auf jeden Fall zu Ärztin und Arzt
So bequem Selbsttests sein können und so erfreulich es ist, wenn sich Menschen dem Monitoring in diesem so wichtigen Gesundheitsbereich widmen, gilt eines aber unbedingt: Zeigen die Messungen aus dem Selbsttest überhöhte Werte an (über 200 mg/dl Gesamt, über 116 mg/dl LDL-Cholesterin, über 150 mg/dl Triglyceride), führt nichts am Weg in eine Arztpraxis vorbei. Denn wie diese Werte zu interpretieren sind und welche Ursachen ihnen zugrunde liegen, können nur ausgebildete Mediziner:innen feststellen.
Sehr oft ist überdies auch die Annahme falsch, man müsste nur ein wenig an seinem Lebensstil schrauben, um mit den Cholesterinwerten wieder in den Normbereich zu gelangen. Der hat in vielen Fällen nämlich gar nichts damit zu tun, zum Beispiel bei der familiären Hypercholesterinämie, wie die genetisch bedingte Störung im Fettstoffwechsel genannt wird. Manchmal erreichen schon Kinder und Jugendliche LDL-Werte von 200 und darüber, und da helfen Ernährung und Lebensweise allein nicht weiter.
Den neuen Gefahrenherd überprüfen
Außerdem umfassen Selbsttests nicht das gesamte Spektrum der möglichen Gefahrenherde. Das Lipoprotein(a), kurz Lp(a) genannt, ist ein Cholesterin-Partikel, das dem LDL-Cholesterin ähnelt und ein relativ neuer Risikofaktor, der gleich mehrere bösartige Eigenschaften aufweist: An Lp(a) ist das Alipoprotein A angebunden, das im Gefäßsystem chronische Entzündungen verursachen und sich an den Gefäßwänden ablagern kann, was die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) beschleunigt. Es hat darüber hinaus eine prothrombotische Wirkung, das heißt, es trägt zur Bildung von Blutgerinnseln bei.
Das Lp(a) ist zu 90 Prozent genetisch bestimmt, kann also über Ernährung und Lebensstil nicht beeinflusst werden. Dafür bleibt der Wert in der Regel ein Leben lang gleich. Weil er aber bei jeder und jedem Fünften zu hoch ist, sollte man ihn einmal im Leben bestimmen lassen, um Bescheid zu wissen. Denn andere Risikofaktoren, die durch einen überhöhten Lp(a)-Spiegel noch gefährlicher werden, wie Rauchen, Übergewicht, Blutdruck oder hohes LDL-Cholesterin kann man zumindest teilweise sehr wohl selbst beeinflussen.
Ein gesunder Lebensstil und eine bewusste Ernährung sind ohne Zweifel gute Instrumente zur Vorsorge. Das wichtigste Instrument bleibt beim Thema Cholesterin aber die Kontrolle. Und da ist unter den zuvor angeführten Rahmenbedingungen auch der Selbsttest eine Möglichkeit, gesundheitlich am Ball zu bleiben.
Zusammenfassung:
Cholesterintests für zu Hause sind eine praktische Möglichkeit, den Cholesterinspiegel im Auge zu behalten und rasch auf Veränderungen reagieren zu können. So gesehen können sie ein wichtiges Instrument zur Gesundheitsvorsorge sein, insbesondere für Menschen mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei Auffälligkeiten in den Werten oder bei Unsicherheit in der Interpretation empfiehlt sich aber immer ein Arztbesuch oder telemedizinische Konsultation, um eine umfassende Bewertung und gegebenenfalls eine notwendige Behandlung sicherzustellen.
Quellen:
Hohes Cholesterin: Was tun? und Herzinfarkt unter 50? Blutfette beachten und Lipoprotein(a)-Wert bestimmen, Deutsche Herzstiftung, 2022 und 2023. Lipoprotein(a) in atherosclerotic cardiovascular disease and aortic stenosis, European Heart Journal, Kronenberg F. et al. Guidelines for the management of dyslipidaemias, von European Society of Cardiology (ESC) und European Atherosclerosis Society (EAS), veröffentlicht in „European Heart Journal“, Jänner 2020. Overview of Cholesterol and Lipid Disorders, Michael H. Davidson, MD und Pallari Pradeep, MD, Universität Chicago, erschienen im „MSD Manual“, Juli 2023.